Kanada Kids only

Die letzten 2 Tage

Ich fasse die letzten 2 Tage zusammen, denn beide Tage sind im Grundsatz nur noch Reisetage. Von den Wettstones nach Vancouver gibt es zwei Routen. Den Highway Nr. 5 mit ca. 500 km schlägt mit 5h Fahrzeit zu buche, die Nr. 99 mit ca. 460 km will in 6h gefahren sein. Nach dem wir uns über die Routenwahl mit anderen Gästen der Ranch unterhalten haben, haben wir die No. 99 gewählt. Diese Route dauert zwar eine Stunde länger, ist aber bei Weitem spannender zu fahren als die Nr. 5. Zudem bekamen wir an diesem Tag ein ganz neues Kanada von den Landschaften her zu sehen. Da wir Vancouver von Westen her erreichten, durften wir noch ein gutes Stück Stadtverkehr schnuppern und einen Stau hautnah miterleben. Aber am Schluss hatten wir dann doch nur 1/2h länger benötigt als das GPS verausgesagt hatte und so kamen wir um 18:00 am Airport an. So einfach wie das Abholen des Wagens war, so simpel gestaltete sich auch der Abgabeprozess.

Das ausgewählte Hostel an bester Lage in Downtown hatte uns wohl das schlechteste Zimmer gegeben, das es anzubieten hatte. Auf ca. 4 x 2 Metern wurden 4 Betten und 2 Stühle gepfercht. Die Lage direkt über einer sehr belebten Kreuzung und ohne Klimaanlage. So verwunderte es nicht, dass wir alle 3 erst in den frühen Morgenstunden eingeschlafen waren. Ab ca. 03:00 hatte sich nicht nur das Wetter, sondern auch der Verkehr abgekühlt.

Um 09:00 war es dann so weit. Wir mussten uns von Sarah verabschieden. Mir hatte es fast das Herz gebrochen, als Sarah mich schluchzend umarmte. 14 Tage intensives Zusammensein und das plötzliche Bewusstwerden, dass sie nun den nächsten Monat auf sich alleine gestellt sein wird, liessen die Emotionen etwas überkochen. Nach festem Drücken und Knuddeln, zottelte Sarah davon, Richtung Bahnstation. Sie würde eine Kollegin aus der Schweiz treffen und eine “kleinere” Wanderung mit 800 Höhen Meter machen und (was wir dann später erfuhren) auch Grizzlybären sehen können. Nachtrag von Sarah: Die Wanderung war alles andere als klein. Innerhalb knappen zwei Stunden überwanden wir die 800 Höhenmeter über die 2830 Treppenstufen, die teilweise nicht höher hätten sein können. Schlimmste Wanderung ever, auch wenn sie sich durch die Bären trotzdem gelohnt hat.

Sina und ich fuhren dann mit dem Taxi wieder an den Flughafen, holten unsere Gepäck vom Storage und checkten ein. Am Service Desk hatten wir versucht, ein Upgrade zu ergattern, so dass wir neben und nicht hintereinander sitzen könnten. Aber die fliegende Konservendose mit 3 Reihen à 3 Sitzen der Air Canada war ausgebucht. So haben wir uns damit arrangiert und sind nach ca. 10h Flugzeit um 08:30 sicher in Zürich gelandet.

Nun wie wir nach Hause gekommen sind, muss wohl nicht beschrieben werden. Aber leider ist es nun auch mit dem Blog wieder so weit, ein weiteres Reiskapitel zu schliessen. Ob ich wieder nach Kanada gehen würde? Ja, auf jeden Fall. Aber dann muss es eine ganz andere Region sein. Denn Wälder, Seen und Gletscher haben wir auch in der Schweiz. Selbst River Rafting und Caving, sowie Canyoneering kann man bei uns machen. Warum also in die Ferne schweifen? Nun, da gibt es schon das eine oder andere zu erwähnen, zum Beispiel die schier unendlichen Weiten der Wälder, die Freundlichkeit und der Wille immer bereit zu sein für einen kleinen Smalltalk, oder das auch für uns Schweizer verhältnismässige günstige Preisniveau. In der Nacht fällt das Thermometer gut unter 10 Grad und es dauert fast bis 12 Uhr mittags bis die 24 Grad Marke geknackt wird, was wiederum einen guten Schlaf unterstützt und für eine ideale Temperatur während Wanderungen sorgt, usw.

Während ich meine letzten Zeilen hier schreibe, sitze ich auf dem Balkon, schliesse die Augen, geniesse die wärmende Sonne und merke wie der Jetleg sich langsam meinen Gliedern bedient. Ich denke, ich werde mich jetzt, um 19:00 Uhr Schweizerzeit, dem 23-stündigen Wachseins hingeben und noch etwas von Kanada träumen.